Nur mit Glück...

zylinder.gif...entgingen manche Siedlungen im Mittelalter einem Flammeninferno. Durchorganisierter Brandschutz? Fehlanzeige! Willkür und Zufall besiegelten das Schicksal ganzer Dörfer.


Die Männer der "Schwarzen Zunft" – damals auch betitelt als Feuerrüpel, Essenskehrer, Schlotfeger, Kaminkehrer oder schlicht Schornsteinfeger – zogen von Dorf zu Dorf, um Ihre wichtigste Bewerkstelligung anzubieten: das Abkratzen der Feuermauer. Wenn die Feuermauerkehrer mal ein Dorf ausließen, führte diese Nachlässigkeit regelmäßig zu Bränden. Aufgrund der dichten Bebauung war das häufig gleichzusetzen mit der kompletten Zerstörung eines Dorfes. Daher hieß es in der Bevölkerung: "Hoffentlich haben wir Glück und der Schornsteinfeger kommt dieses Jahr zu uns."

 

florian-gross.jpgVom 5. bis 8. Mai 1842 wütete in Hamburg ein verheerendes Feuer, das etwa ein Drittel der Hansestadt zerstörte. 4000 Wohnungen und Speicher fielen den Flammen zum Opfer, fast 20.000 Hamburger verloren ihr Obdach. In der Folge wurde Brandschutz plötzlich großgeschrieben, auch die Dienste der Schornsteinfeger waren willkommen.
Immer mehr Kaminkehrer boten Ihre Dienstleistungen an, was zu einer schnellen Sättigung des Marktes führte. Schon bald waren viele alteingesessene Schornsteinfeger-Betriebe nicht mehr existenzfähig. Der Senat erkannte den Ernst der Lage, vergab Kehrrechte an einzelne Betriebe. Der Eingriff zeigte Wirkung, der Markt regulierte sich, auf dem fortan nur noch zugelassene Betriebe tätig sein durften.
Später kam noch ein Erlass hinzu: Schornsteinfeger waren demnach verpflichtet, jedes Haus zu melden, das der Kehrpflicht nicht nachkam. Um im Kehralltag den Überblick zu behalten, versahen die Schornsteinfeger jedes Haus in ihren Bezirken mit einer Nummer. Hamburg hat seine Hausnummern also dem Pragmatismus der "Schwarzen Zunft" zu verdanken. Hätten Sie´s gewusst...?